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Geschichte

Der Ursprung der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt e.V. liegt in der Zeit Bismarcks und im damaligen Zusammenschluss von Sozialreformern um den 1896 zurückgetretenen preußischen Handelsminister Hans Freiherr von Berlepsch. Zur Publikation ihrer Ideen übernahm diese Gruppe 1897 die Zeitschrift „Soziale Praxis“. Im Zentrum der gesellschaftspolitischen Absichten der Sozialreformer in der damaligen Zeit standen der Arbeiterschutz und das Arbeiterrecht. Im Jahr 1900 wurde die „Internationale Vereinigung für Arbeiterschutz“ in Paris gegründet (u.a. durch von Berlepsch, Schmoller und Sombart), die in Bern ein „Internationales Arbeitsamt“ einrichtete, aus dem später die „Internationale Arbeitsorganisation“ (ILO) in Genf hervorgegangen ist. Die deutsche Sektion der Internationalen Vereinigung rief im Dezember 1900 zur Gründung einer „Gesellschaft für Soziale Reform“ auf.

Die Gründungsversammlung fand am 6. Januar 1901 in Berlin statt. Vor allem in der Weimarer Republik wurde die Gesellschaft für Soziale Reform zu einer Plattform für die sozialpolitischen Interessenverbände, vor allem auch durch die Mitgliedschaft der Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten löste sich die Gesellschaft im Jahr 1936 auf, führte aber mit dem „Büro für Sozialpolitik“ die Herausgabe der Zeitschrift „Soziale Praxis“ bis in das Jahr 1943 weiter. Seit 1936 wirkte Ludwig Preller als Schriftleiter dieser Zeitschrift, die bereits 1946 erste Versuche unternahm, das „Büro für Sozialpolitik“ und vor allem die Zeitschrift „Soziale Praxis“ wiederzubeleben. Am 22. Januar 1949 war es dann soweit: Nach vielen Vorarbeiten wurde in Frankfurt die „Gesellschaft für Sozialen Fortschritt e.V.“ als Nachfolgerin der Gesellschaft für Soziale Reform gegründet und Ludwig Preller zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Ein wesentliches Kennzeichen der Gesellschaft – an dem sich bis heute nichts geändert hat – war schon damals, dass in ihr alle großen sozialpolitischen Interessenverbände, vor allem aber die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände, ein Forum gefunden haben.

Wichtige Daten

  • 1901 Gründung als Gesellschaft für Soziale Reform unter Vorsitz des Freiherrn von Berlepsch
  • 1933 Auflösung der Gesellschaft für Soziale Reform; aber Weiterführung des im Jahre 1904 gegründeten Büros für Sozialpolitik
  • 1943 Schließung des Büros für Sozialpolitik
  • 1949 (22. Januar) Wiedergründung als Gesellschaft für Sozialen Fortschritt unter dem Vorsitz von Prof. L. Preller
  • 1951 (14. Januar) Erste Mitgliederversammlung

Vorsitzende seit der Wiedergründung 1949

  • 1949 Prof. L. Preller
  • 1952 Prof. F. Sitzler
  • 1957 Dr. Kl. von Bismarck
  • 1964 Dr. Joh. Doehring
  • 1980 Prof. Dr. G. W. Brück
  • 1983 Min.-Dir. a.d. D. Schewe
  • 1999 Univ.-Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt
  • 2009 Prof. Dr. Werner Sesselmeier
  • 2019 Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok

Auf dieser Basis konnte die Gesellschaft auch nach dem Zweiten Weltkrieg wichtige sozialpolitische und vor allem sozialreformerische Impulse setzen: so z. B. in Fragen der Mitbestimmung, bei der Einführung eines Sozialbudgets (die auf das Gutachten eines Arbeitskreises der Gesellschaft Anfang der 1970er Jahre zurückging) sowie vor allem durch die seit Anfang 1952 wieder erscheinende Zeitschrift „Sozialer Fortschritt“ als Nachfolgerin der Zeitschrift „Soziale Praxis“. In dieser unabhängigen Zeitschrift für Sozialpolitik wird monatlich das gesamte Gebiet der sozialpolitischen Forschung, Aktivitäten und Reformen dokumentiert und analysiert. Seit den 1980er Jahren verschiebt sich die Arbeit der Gesellschaft neben der Herausgabe ihrer Zeitschrift immer stärker auf die Durchführung von Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen zu aktuellen Fragen der Sozialpolitik, auf denen die Akteure aus Wissenschaft, Ministerien, Parteien und Verbänden zusammengebracht werden.

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